Nebenwirkungen: Lactoferrin und andere Produkte

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Wie kommt es zu Eisenmangel?

Die einfache Antwort: Es kommt weniger rein, als verbraucht wird. Vielen wird diese Antwort jedoch zu Recht nicht ausreichen und viele Gründe sind weniger offensichtlich als andere.

Sicher, vor allem Frauen während ihrer Monatsblutungen  – insbesondere aber auch bei Schwangerschaft – und Kinder während des Wachstums sind besonders anfällig für Mangelerscheinungen. Intensiver Sport, das regelmäßige Spenden von Blut, unser Alter, aber auch eine streng vegetarische Ernährungsweise kann zu einer Unterversorgung an Eisen führen [1]. Weltweite Horrormeldungen über große Teile der Weltbevölkerung, die an deutlichem Eisenmangel leiden sollten jedoch mit dem Wissen betrachtet werden, dass hier vor allem Entwicklungsländer den Löwenanteil dieser Statistiken darstellen [2,3].

Ist also Eisenmangel zu vernachlässigen? Nein. Alleine die Bildung von neuem Blut vereinnahmt den Löwenanteil unserer gespeicherten Eisenvorräte. Schließlich bildet unser Körper jede Sekunde etwa 2 Millionen neue rote Blutkörperchen und ungefähr alle 120 Tage wird damit unser gesamtes Blut erneuert [4].

Meist hängt an diesem einzelnen Strang namens “Eisenmangel“ ein ganzer Teppich an Umständen. Nicht nur unser Geschlecht, Alter und unsere Ernährung spielen eine Rolle und Eisen ist nicht nur im Körper, sondern auch im “Vorhof“ – dem Darm – für viele Vorgänge verantwortlich [5]. Auch können Schwermetalle wie Mangan, Blei, Kobalt und auch Spurenelemente wie Zink die Aufnahme von Eisen im Darm verhindern. Sie teilen sich den gleichen Mechanismus [6]. Einfach gesagt kann selbst bei einer gesunden und ausreichenden Eisenzufuhr über die Nahrung die Versorgung des Körpers stagnieren. Unsere Darmgesundheit entscheidet, ob das Eisen passieren kann und ob es nicht eher den Bakterien im Darm zu teils pathologischem Wachstum verhilft [5]. Erst, wenn unsere inneren Speicher sich zu Ende neigen, fangen wir an deutlichere und unangenehme Symptome zu bekommen.

Ganz davon zu schweigen, dass Eisen nicht nur Mangelware sein kann. Auch ein Überschuss (was häufig bei einer eigenmächtigen Supplementierung passieren kann), hat seinen durchaus negativen Effekt [7,8].

Was sind die Symptome für Eisenmangel?

Eisen ist nicht nur ein zentraler Bestandteil unserer roten Blutkörperchen und essentiell bei der Neubildung von Blut, sondern ist auch an unzähligen Stoffwechsel- und Immunfunktionen beteiligt [9,10]. Eisen kann dazu beitragen uns:

  • konzentrierter arbeiten zu lassen
  • leistungsfähiger und antriebsstärker anzupacken
  • besser äußere Infekte und Krankheiten abzuwehren
  • Haare, Haut und Nägel stark und gesund aussehen zu lassen

Vor allem für Kinder ist eine ausreichende Versorgung mit Eisen unerlässlich. Nicht zuletzt trägt es einen großen Teil zur geistigen Entwicklung des Nachwuchses bei [10]. Ganz zu schweigen von dem sich langsam entwickelnden eigenen Immunsystem, das insbesondere in den frühen Kinderjahren durch ständigen Kontakt mit der Außenwelt auf die Probe gestellt wird und sich Stück für Stück adaptiert. Auch für Kinder mit einer Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS) ist das für das Gehirn wichtige Eisen für eine gut funktionierende Signalübertragung von höchster Relevanz [11].

Einfach gesagt – bei Eisenmangel sind unsere mentalen und körperlichen Abwehrkräfte nicht gerade die Besten. Eisenmangel zeigt sich durch mehr als lediglich einer blassen Haut, ungesunde Haare und brüchige Nägel [12,13]. Vermutlich sind Blutanämien und ihre bekannten Begleiterscheinungen den meisten gut bekannt. Etwa 80% aller Blutanämien werden auf einen Eisenmangel zurückgeführt [1]. Interessanterweise gibt es kaum einheitliche Diagnosen für eine Unterversorgung mit Eisen. Erst bei deutlichen Anzeichen, beispielsweise bei einer Eisenmangel-Anämie, wird von einer Unterversorgung gesprochen [12].

Wenn aber in industriellen Ländern eine Versorgung mit Eisen eigentlich kein Problem sein sollte – warum haben dann mehr und mehr Menschen mit diesem Spurenelement ihr Problem?

Nebenwirkungen von Eisen Supplementen

Wenn es doch einfach mal einfacher wäre. Könnte man nicht bei möglichem Eisenmangel eine Pille schlucken und das Problem lösen? Wie so oft ist Mutter Natur etwas komplexer. Nicht nur unser Körper braucht Eisen um gesund im Leben zu stehen. Unser Darm und seine Mitbewohner, unsere Darmflora, sind selektiv süchtig nach dem metallischen Spurenelement [14]. Selbst wenn es nicht nur viele schädliche Bakterien wuchern lassen könnte – eine Dysbalance der Darmflora, auch bei gutwilligen Mikroben, ist selten gesund für uns und oft verbunden mit Symptomen und Nebenwirkungen bei einer gewöhnlichen Einnahme von Eisen durch Infusionen und andere Präparate. In der Forschung gibt es inzwischen viele Studien, die ihre Bedenken zu einer regulären von Nahrungsergänzungsmitteln (NEM) unterstützten Eisensupplementierung äußern [5,15]. Wird das freie Eisen (organisch oder anorganisch) nicht durch unsere Darmwand geschleust, nehmen es die Bakterien im Darm auf und fangen an, teils unkontrolliert zu wachsen [16,17]. Das ist vor allem dann ein Problem, wenn die ursprüngliche Ursache des Eisenmangels bereits schon früher am Darm lag. Heutzutage gibt es mit gutem Grund viele gesundheitliche Ansätze, die sich insbesondere mit der Sanierung des Darms beschäftigen. Ist die Darmwand erstmal ruiniert, wuchert´s sich ganz ungeniert.

Aus diesem Grund wurde bereits häufig festgestellt, dass Patienten durch handelsübliche NEM´s Nebenwirkungen und Probleme mit ihrer Verdauung bekommen [15]. Dazu zählen natürlich Verstopfungen, Durchfall, Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen – langfristig wären jedoch auch schwerwiegendere Darmbeschwerden denkbar. Ein kranker Darm ist nicht nur ein Problem für den Bauch. Der gesamte Körper kann langfristig darunter leiden. Ähnliche Beschwerden treten übrigens auch bei einer Überversorgung auf [18]. Von einem Problem zum Nächsten also?

Lactoferrin und der Darm

Wirkung und Aufnahme von Lactoferrin – nicht nur für den Eisenhaushalt!

Lactoferrin ist keine neue Erfindung, sondern ewig bestehender Bestandteil hochwertiger Nahrungsmittel und ist nicht ohne Grund reichlich in Muttermilch zu finden (bis zu 7g/Liter – eine enorme Menge!) [19]. Zumindest laut dieser Studie solange die Mutter gesund ist. Während es selbst maßgeblich das Immunsystem bei entzündlichen Prozessen unterstützt und alleine deswegen von Interesse für viele Menschen ist, kann es noch weitaus mehr [20]. Lactoferrin, einfach gesprochen, kann Eisen an sich binden oder eben abgeben, sollte das Eisen gebraucht werden. Je nach Situation ist es dadurch in der Lage dem Körper bei einem Mangel Eisen zu liefern oder bei einem Überschuss den Überfluss an sich regulierend zu binden [20]. Daraus ergibt sich ein Grund, warum Lactoferrin kaum mit Nebenwirkungen in Verbindung steht. Verglichen zu gewöhnlichen Supplementierungen mit Eisen können Lactoferrin Kapseln vor einer Überdosis schützen, während sie den Körper bei Bedarf – ein gewaltiger Vorteil – entsprechend versorgen können.

Was ist aber mit dem Darm? Wie bereits beschrieben ist Eisen für den Darm zwar oft mit Nebenwirkungen verbunden, aber trotzdem essentiell. Nicht nur ist Lactoferrin jedoch in der Lage, das Eisen aus dem Darm zu resorbieren und so pathogenen Bakterien ihr Eisen vorzuenthalten, Lactoferrin ist gleichzeitig ein starker Schutzfaktor für die Darmwand, entlastet damit einen beschädigten Darm und ist leicht für den Körper aufzunehmen [21,22].

Nebenwirkungen von Lactoferrin und ihre Ursachen

Während bei bedarfsgerechter Einnahme von Lactoferrin keine Nebenwirkungen bekannt sind, können langfristige Einnahmen (täglich über viele Monate) mit gleichzeitig hoher Dosis (mehrere Gramm pro Tag) durchaus Beschwerden wie Durchfall, Bauchschmerzen, Müdigkeit und Verstopfungen mit sich bringen [23]. Da Lactoferrin dem Darm das Eisen vorenthält, können andere Bakterien, die nicht auf Eisen angewiesen sind, ungestörter wachsen [24]. Manche dieser Bakterien sind durchaus gut für uns! Jedoch sind auch diese manchmal recht beliebten “Helfer“ im Übermaß ein möglicher Tyrann, der schaden kann. Unter normalen Umständen wäre dies kein Problem, sollte man eine normale Dosis zu sich nehmen. Wer jedoch durch im Übermaß ein Supplement wie Lactoferrin zu sich nimmt, sorgt für ein anderes Extrem. Jegliche Dysbalance im Darm hat damit potentielle Nebeneffekte und genau aus diesem Grund gilt auch bei Lactoferrin: Viel ist nicht immer besser.

Klar sollte jedoch auf jeden Fall sein, dass Lactoferrin nicht nur deutlich besser bei Eisenmangel abschneidet als Eisen Supplemente. Auch seine positiven Effekte für das Immunsystem, die Darmschleimhaut und auf die Darmflora sind in unserer heutigen Zeit von immenser Bedeutung.

Zusammenfassung

Es gibt wenige Supplemente, die einen vergleichbar positiven Effekt in so vielen modern akuten Bereichen auf uns haben können. Sowohl bei Eisenmangel, wie -überschuss, als auch für unseren Darm und unser Immunsystem ist Lactoferrin erstaunlich wirksam. Mit hoher Gewissheit schneidet Lactoferrin insgesamt deutlich besser ab als gewöhnliche Eisenpräparate, wie z. B. Eisen-Sulfat. Wichtig dabei ist auch der “Mangel“ an Nebenwirkungen. Erst bei hoher Dosis und gleichzeitig langer Anwendung kann es zu leichten Beschwerden des Verdauungstraktes kommen. Diese Information ist wichtig zu kommunizieren, um euphorische Anwender vor ihrem eigenen Eifer zu schützen.

Lactoferrin in Nahrungsergänzungen oder Diätetischen Lebensmitteln

Laktoferrin oder auch Lactoferrin ist als Nahrungsergänzung oder „Diätetisches Lebensmittel“ online im Fachhandel oder in Apotheken erhältlich. Es wird oft als Lactoferrin Kapseln oder in guten Whey Proteinpulvern verkauft. Der wichtigste Faktor beim Kauf von Lactoferrin Kapseln ist die Dosierung. Es gibt Lactoferrinkapseln von 50mg bis 400mg. Eine Dosierung von 120mg250mg ist jedoch ausreichend!
Für manche Baby Milchpulver wird auch in Verbindung mit Lactoferrin geworben. Das darin enthaltene Lactoferrin ist aber niedrig dosiert und kann nicht mit einem hochwertigen Nahrungsergänzungsmittel verglichen werden.
Durch die Corona Pandemie hat der Verkauf von Babymilchpulver Produkten stark zugenommen. Vermutlich, weil es durch diverse Studien belegt ist, dass Lactoferrin bei Covid19 wirkt. Oder sogar zur Vorbeugung nützlich sein kann.

Quellenangabe:

1. Miller. Iron Deficiency Anemia: A Common and Curable Disease. Cold Spring Harbor Perspectives in Medicine 3, a011866 (2013).
2. Berger & Dillon. [Control of iron deficiency in developing countries]. Santé (Montrouge, France) 12, 22–30 (2002).
3. Yip & Ramakrishnan. Experiences and challenges in developing countries. The Journal of nutrition 132, 827S–30S (2002).
4. GJCGM, B. Survival of red blood cells after transfusion: processes and consequences. Frontiers in Physiology 4, 376 (2013).
5. Cherayil, Ellenbogen & Shanmugam. Iron and intestinal immunity. Current Opinion in Gastroenterology 27, 523 (2011).
6. PIOMELLI, SEAMAN & KAPOOR. Lead‐Induced Abnormalities of Porphyrin Metabolism The Relationship with Iron Deficiencya. Annals of the New York Academy of Sciences 514, 278–288 (1987).
7. Frawley & Fang. The ins and outs of bacterial iron metabolism. Molecular Microbiology 93, 609–616 (2014).
8. Papanikolaou & Pantopoulos. Iron metabolism and toxicity. Toxicology and Applied Pharmacology 202, 199–211 (2005).
9. Lieu, Heiskala, Peterson & Yang. The roles of iron in health and disease. Molecular Aspects of Medicine 22, 1–87 (2001).
10. Abbaspour, Hurrell & Kelishadi. Review on iron and its importance for human health. Journal of research in medical sciences : the official journal of Isfahan University of Medical Sciences 19, 164–74 (2014).
11. Lahat et al. Iron deficiency in children with attention deficit hyperactivity disorder. The Israel Medical Association journal : IMAJ 13, 530–3 (2011).
12. Johnson-Wimbley & Graham. Diagnosis and management of iron deficiency anemia in the 21st century. Therapeutic Advances in Gastroenterology 4, 177–184 (2011).
13. Brunner & Wuillemin. [Iron deficiency and iron deficiency anemia – symptoms and therapy]. Therapeutische Umschau. Revue thérapeutique 67, 219–23 (2010).
14. Skaar. The Battle for Iron between Bacterial Pathogens and Their Vertebrate Hosts. PLoS Pathogens 6, e1000949 (2010).
15. NAPPI et al. Efficacy and tolerability of oral bovine lactoferrin compared to ferrous sulfate in pregnant women with iron deficiency anemia: A prospective controlled randomized study. Acta Obstetricia et Gynecologica Scandinavica 88, 1031–1035 (2009).
16. Jaeggi et al. Iron fortification adversely affects the gut microbiome, increases pathogen abundance and induces intestinal inflammation in Kenyan infants. Gut 64, 731–742 (2015).
17. Raffatellu et al. Lipocalin-2 Resistance Confers an Advantage to Salmonella enterica Serotype Typhimurium for Growth and Survival in the Inflamed Intestine. Cell Host & Microbe 5, 476–486 (2009).
18. Stein & Dignass. Management of iron deficiency anemia in inflammatory bowel disease – a practical approach. Annals of gastroenterology : quarterly publication of the Hellenic Society of Gastroenterology 26, 104–113 (2013).
19. Turin et al. Lactoferrin concentration in breast milk of mothers of low-birth-weight newborns. Journal of Perinatology 37, 507–512 (2017).
20. Lönnerdal & Iyer. Lactoferrin: Molecular Structure and Biological Function. Annual Review of Nutrition 15, 93–110 (1995).
21. Lönnerdal & Bryant. Absorption of iron from recombinant human lactoferrin in young US women. The American journal of clinical nutrition 83, 305–9 (2006).
22. Majka et al. The impact of lactoferrin with different levels of metal saturation on the intestinal epithelial barrier function and mucosal inflammation. BioMetals 29, 1019–1033 (2016).
23. Tursi et al. Effect of lactoferrin supplementation on the effectiveness and tolerability of a 7-day quadruple therapy after failure of a first attempt to cure Helicobacter pylori infection. Medical science monitor : international medical journal of experimental and clinical research 13, CR187-90 (2007).
24. Caza & Kronstad. Shared and distinct mechanisms of iron acquisition by bacterial and fungal pathogens of humans. Frontiers in Cellular and Infection Microbiology 3, 80 (2013).

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