Omega-3-Fettsäuren und unser Bedarf im Alter: Wer will schon ewig leben? (Teil 2)

Omega 3 Fettsäuren und gesundes Altern

Hier geht’s zum Teil 1.

Wir alle haben Angst vor dem Alter. Nicht unbedingt, weil sich Falten auf unserer Haut abbilden oder unsere Haare ihre Farbe verlieren. Vielmehr haben wir Angst vor Schwäche, altersbedingten Krankheiten, einem alternden Gehirn oder müden Knochen.

Omega-3-Fettsäuren machen sicherlich nicht unsterblich. Doch können gute Fette im klugen Kontext eingesetzt sehr viel für unsere Lebensqualität beitragen. Unser Körper hat einen Bedarf an Nährstoffen, die nicht nur Energie liefern, sondern auch seine ganzen ineinandergreifenden Zahnräder im Körper gesund arbeiten lassen. Fällt ein Teil aus, leidet das gesamte System darunter. Besitzen wir einen Mangel an Omega-3-Fettsäuren, leidet unser Gehirn und/oder Herz darunter. Gehirn-Synapsen können nicht mehr intakt gehalten werden. Signale werden nur noch schlecht übertragen. Die Kommunikation im Körper ist im Allgemeinen gestört. Die Folge? Neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer, Parkinson, Demenz – aber auch Erkrankungen des Herzkreislauf-Systems. Dabei sind viele Risikofaktoren davon präventiv mit wenig Geld bzw. gezieltem Einsatz deutlich zu reduzieren.

Omega-3-Fettsäuren und unser Bedarf im Alter: Neurodegenerative Erkrankungen

Wo gehobelt wird, da fallen Späne. Das trifft auch auf unser Leben und unseren täglichen Alltag zu. Wir essen, atmen, stoßen uns den Kopf, empfinden Zeitdruck, Stress – so ziemlich jede Aktion, unsere schiere Existenz – sorgt für einen Verbrauch von Material in unserem Körper. Unser Gehirn ist ständig im Auf- und Abbau.

“DHA is an absolute requirement for the development of the human central nervous system (CNS), and the continuous maintenance of brain cell function, illustrating the strong mechanistic link between an adequate supply of essential PUFA in the diet and the sustenance of cognitive health. During postnatal development, rapid accretion of DHA in brain and retina takes place (12-14). DHA attains its highest concentration in CNS synapses and in retinal photoreceptors; in fact, up to 60% of all fatty acids esterified in neuronal plasma membrane phospholipid consist of DHA.“ [11]

DHA ist absolut essentiell für die gesunde Entwicklung unseres zentralen Nervensystems, aber auch dessen Erhalt [1]. Unter Stress reduziert sich beispielsweise die Vermehrung von Körnerzellen im Gehirn/Hippocampus. Unser Hippocampus spielt eine große Rolle bei der Aufnahme und Verarbeitung von Informationen. Eine Verbindung zwischen dem Erhalt unserer Gedächtnisleistung, unseren alltäglichen Belastungen und essentiellen Nährstoffen wie Omega-3-Fettsäuren ist damit leicht hergestellt. Wir verbrauchen täglich, je nach Belastung, wertvolle Stoffe. Diese müssen in einer Balance durch unsere Lebensweise erhalten werden. Fehlen Ressourcen, kommt unser Körper zwar mittelfristig damit zurecht, kann jedoch auf Dauer einbrechen und an Symptomen einer Ineffizienz leiden.

Omega-3-Fettsäuren in unseren Zellmembranen sorgen für eine entsprechende Kommunikation. So wie auch Omega-6-Fettsäuren ihre Funktion besitzen. Ein Mangel an Omega-3-Fettsäuren in unserem Körper steht in Verbindung mit vielen Erkrankungen des zentralen Nervensystems. Darunter Depression [2] und andere psychische Beeinträchtigungen wie bipolare Disorder [3], Alzheimer [4], Parkinson [5] und Demenz [6]. Einfach zu verstehen, wenn man bedenkt, dass viele diese Erkrankungen mit einem Übermaß an entzündlichen Prozessen, Amyloid-Beta-Peptiden, einem Toxin das generell mit Erkrankungen wie Alzheimer und Demenz in Verbindung steht, einem Mangel an Regeneration und Stress stehen – welche durch Nährstoffe wie Omega-3-Fettsäuren positiv beeinflusst werden können [7-9]. Ganz zu schweigen von den regenerativen Eigenschaften von Omega-3-Fettsäuren auf das Gehirn via Stimulierung von BDNF und anderen neuronalen Wachstumsfaktoren [10]. Natürlich gibt es hier wie immer Relationen. Eine Überdosierung kann ihre negativen Effekte haben, wie bereits in anderen Artikeln beschrieben. Für ein gesundes zentrales Nervensystem sind die Aussagen aus wissenschaftlichen Arbeiten jedoch ziemlich eindeutig. Wir brauchen Omega-3-Fettsäuren. In der richtigen Dosis und in gesunder Qualität. Nicht nur als heranwachsendes Kind, sondern auch zum Erhalt unserer natürlichen Funktionen bis ins hohe Alter hinein.

Omega-3-Fettsäuren EPA/DHA und Funktion im Alter: Herzkreislauf-System

Was für das Gehirn gut wirkt, hat auch für das Herz seine Vorteile.

 “Epidemiological studies have shown a strong correlation between fish consumption and reduction in sudden death from myocardial infarction. The reduction is approximately 50% with 200 mg day(-1)of DHA from fish.“[5]

Während diese Darstellung etwas übertrieben scheint, ist ihre Aussage dennoch wertvoll. DHA hat Potential unser Herz präventiv zu schützen und besser Leistungen zu erzielen. Während die entzündungsregulierenden [15] Effekte von Omega-3-Fettsäuren über verschiedene ineinandergreifende Mechanismen ablaufen und viele vorteilhafte Effekte von Omega-3-Fettsäuren EPA/DHA erklären, gibt es noch mehr Wirkweisen, die für unser Herz wichtig sind. Omega-3-Fettsäuren reduzieren die Produktion von Triglyceriden im Blutserum, teils bedingt durch die reduzierte Produktion von vLDL über die Leber, teils durch eine beschleunigte Auflösung von Fettsäuren und Triglyceriden [16,17]. Ebenfalls schienen Omega-3-Fettsäuren das gute Cholesterin (HDL) ansteigen zu lassen [17]. Das bedeutet im Grunde genommen, dass unser Risiko für Arteriosklerose und anderen Blutgefäßerkrankungen (Thrombose) bei einer gesunden Versorgung von Omega-3-Fettsäuren und einem kontrollierten Konsum von Omega-6-Fettsäuren deutlich reduziert werden kann. Dies bedeutet auch, dass Omega-3-Fettsäuren eine starke präventive Eigenschaft besitzen und nicht erst eingenommen werden sollten, wenn Krankheiten sich bereits eindeutig manifestiert haben.

omega 3 und gesundes Altern

Omega-3-Fettsäuren und unser Tagesbedarf: Welche Empfehlungen sind sinnvoll?

Die generellen Empfehlungen von größeren Institutionen wie der AHA (American Heart Association) liegen bei zwei Fisch-Mahlzeiten mit etwa je einem Gramm DHA und EPA pro Woche und einer Menge von etwa 2-4 Gramm bei Menschen mit ungesunden Laborwerten [18]. Während diese Standards sicherlich als hilfreiche Orientierung angedacht sind, kann man aufgrund unterschiedlicher persönlicher Situationen (Schwangerschaften, sportliche Belastung, Allergien, Erkrankungen, Gewicht, Alter etc.) schwer pauschalisieren. Für manche Menschen könnten diese Empfehlungen vielleicht sogar zu hoch sein – oder die Quelle könnte von schlechter Qualität sein und mehr Schaden als Segen darstellen. Nicht ohne Grund entsteht dadurch seit 2002 ein neuer Standard in der Messung gesunder Sättigungen mit Omega-3-Fettsäuren. Der hoch-sensitive Omega-3 Index.

Omega-3-Fettsäuren und Alter: Kontext und Zusammenfassung

Gesundes Altern besteht aus mehr als einer öligen Kapsel am Tag. Das sollte jedem Leser bewusst sein. Dennoch sind die positiven Effekte von Omega-3-Fettsäuren nicht zu verachten. Sowohl ihre Effekte auf unser Blut, aber vor allem auf unser Gehirn, können sich sehr positiv und präventiv auf unsere Gesundheit auswirken. Auch der finanzielle Aspekt ist attraktiv. Während eine gute Versorgung im Monat wenige Euro Investition bedeuten, können Krankheiten wie Demenz mehr als nur deutlich schwerwiegender den Geldbeutel beeinträchtigen. Nicht nur ein langes Leben sollte man Menschen wünschen. Auch eine gute Lebensqualität bis ins hohe Alter. Ob Omega-3-Fettsäuren nun aber auch gegen graue Haare und Falten wirken, sei fürs erste mal dahingestellt.

Quellenangabe:

1. Rapoport, Rao & Igarashi. Brain metabolism of nutritionally essential polyunsaturated fatty acids depends on both the diet and the liver. Prostaglandins, Leukotrienes and Essential Fatty Acids 251–261 (2007). 77,
2. Innis. Dietary (n-3) fatty acids and brain development. The Journal of nutrition 855–9 (2007). 137,
3. Spector. Plasma Free Fatty Acid and Lipoproteins as Sources of Polyunsaturated Fatty Acid for the Brain. Journal of Molecular Neuroscience 159–166 (2001). 16,
4. Lukiw & Bazan. Docosahexaenoic Acid and the Aging Brain. The Journal of Nutrition 2510–2514 (2008). 138,
5. HORROCKS & YEO. HEALTH BENEFITS OF DOCOSAHEXAENOIC ACID (DHA). Pharmacological Research 211–225 (1999). 40,
6. Logan. Omega-3 fatty acids and major depression: A primer for the mental health professional. Lipids in Health and Disease 1–8 (2004). 3,
7. Stoll et al. Omega 3 Fatty Acids in Bipolar Disorder: A Preliminary Double-blind, Placebo-Controlled Trial. Archives of General Psychiatry 407–412 (1999). 56,
8. Hooijmans, Jong, RBD, V. & Ritskes-Hoitinga. The effects of long-term omega-3 fatty acid supplementation on cognition and Alzheimer’s pathology in animal models of Alzheimer’s disease: a systematic review and meta-analysis. Journal of Alzheimer’s disease : JAD 191–209 (2012). 28,
9. Mori et al. Neuroprotective effect of omega-3 polyunsaturated fatty acids in the 6-OHDA model of Parkinson’s disease is mediated by a reduction of inducible nitric oxide synthase. Nutritional Neuroscience 1–11 (2017). doi:10.1080/1028415x.2017.1290928
10. Cole, Ma & Frautschy. Omega-3 fatty acids and dementia. Prostaglandins, Leukotrienes and Essential Fatty Acids 213–221 (2009). 81,
11. Delarue et al. Fish oil prevents the adrenal activation elicited by mental stress in healthy men. Diabetes & Metabolism 289–295 (2003). 29,
12. Calder. Omega-3 Fatty Acids and Inflammatory Processes. Nutrients 355–374 (2010). 2,
13. Jicha & Markesbery. Omega-3 fatty acids: potential role in the management of early Alzheimer’s disease. Clinical Interventions in Aging 45–61 (2010). Volume 5,
14. Wu, Ying & Gomez-Pinilla. Dietary omega-3 fatty acids normalize BDNF levels, reduce oxidative damage, and counteract learning disability after traumatic brain injury in rats. Journal of neurotrauma 1457–67 (2004). 21,
15. Weylandt, Chiu, Gomolka, Waechter & Wiedenmann. Omega-3 fatty acids and their lipid mediators: Towards an understanding of resolvin and protectin formation. Prostaglandins & Other Lipid Mediators 73–82 (2012). 97,
16. Mozaffarian & Wu. Omega-3 Fatty Acids and Cardiovascular Disease Effects on Risk Factors, Molecular Pathways, and Clinical Events. Journal of the American College of Cardiology 2047–2067 (2011). 58,
17. Jacobson, Glickstein, Rowe & Soni. Effects of eicosapentaenoic acid and docosahexaenoic acid on low-density lipoprotein cholesterol and other lipids: A review. Journal of Clinical Lipidology 5–18 (2012). 6,
18. Jain, Aggarwal & Zhang. Omega-3 fatty acids and cardiovascular disease. European review for medical and pharmacological sciences 441–5 (2015). 19,