Qualität von Whey: Was macht gutes Whey Protein aus?

Auf einen Blick

  • Ein gutes Produkt braucht einen guten Rohstoff. Milch ist nicht gleich Milch
  • Lange Transportwege können die beste Milch verderben. Um Milch haltbarer zu machen, wird sie in der Regel mit Konservierungsmitteln vermischt oder unter sehr niedrigen Temperaturen gelagert. Beides schadet dem Rohstoff
  • Da viele Anbieter zentrale Lieferanten verwenden, sind lange Transportwege keine Seltenheit
  • Die Verarbeitung von Milch durch eine Veränderung von Temperatur oder pH-Wert sorgt unvermeidlich zu einem Verlust von Nährstoffgehalt und Denaturierungen von Proteinen
  • Manche Anbieter geben aus diesem Grund im Nachhinein ursprüngliche Stoffe in das fertige Produkt zurück – vorausgesetzt sie wissen, was gut ist
  • Außerdem wird bei der Herstellung von Whey und anderen Milchprodukten gerne mit unterschiedlichen weiteren Zusätzen gearbeitet, um die Produktion zu beschleunigen, oder auf ähnliche Weise zu vereinfachen. Ein Beispiel sind Verdickungsmittel wie Carrageene
  • Aus Kostengründen mischen manche Hersteller in ihre Whey-Produkte andere Eiweißprodukte wie Reis- oder Soja-Protein. Das ist ein No-Go
Whey braucht einen guten Rohstoff: Milch!

Whey gibt es inzwischen in den meisten Drogerie- und Supermärkten zu kaufen. Doch was macht ein gutes Whey aus? Sorgen glückliche Kühe, kurze Transportwege und andere Faktoren für einen gesünderen Darm, bessere Leistungsfähigkeit und aktiveren Fettabbau? Was gibt es bei dem Kauf von Whey-Protein zu beachten? Ist Bio gleich Bio? Was ist mit den Verarbeitungsprozessen von Milch zu Whey? Schummeln manche Anbieter mit anderem Eiweiß?

Qualität von Whey: Die Milch macht’s!

Nicht nur Menschen sind, was sie essen. Kuhmilch und ihre Qualität hängen stark von dem ab, was die Tiere zu fressen bekommen, wie sie gehalten werden und wie sie leben. Freiraum, grünes Gras, Bewegung, sauberes Wasser und ein relativ ruhiges Leben produzieren noch immer die beste Milch von Kühen [1,2]. Während von den Tieren meist (wie bei der Muttermilch für Kinder), einige Schadstoffe aus der Milch herausgefiltert werden, ist die Zusammensetzung der Aminosäuren doch abhängig von glücklichen Kühen [3]. Gerne wird unterschätzt, wie wichtig das für ein gutes Whey ist! In Studien wurde bereits herausgefunden, dass die Zufuhr an Proteinquellen schlechter Qualität viel leichter zu Beschwerden im Darmbereich, aber auch zu einer Zunahme an Körperfett führen konnte [4]. Schließlich ist Whey zuallererst einmal ein Lebensmittel und unterliegt damit ähnlichen Qualitätskriterien. Eine Herkunft von gesunden Kühen, einer natürlichen Quelle also, ist damit auf der Prioritätenliste ganz weit oben. Viele Whey-Verkäufer beziehen ihren Rohstoff von den zentral und weltweit größten Whey-Produzenten [5]. Von dort bezogen wird die Ware zwar noch immer offiziell als “organic“ oder “Bio“ bezeichnet, jedoch sorgen hier lange Transportwege und Konservierungsmittel für ein beträchtliches Minus.

Qualität von Whey: Transportwege und Verarbeitung

Milch frisch von der glücklichen Kuh ist nicht unbedingt das haltbarste Produkt auf dem Markt. Sind Bauernhof und Fabrik weit voneinander entfernt, werden in der Regel Konservierungsmittel verwendet, um die Milch nicht verderben zu lassen. Was heute als mehr oder weniger normal angesehen wird, hat jedoch einen starken Einfluss auf die Qualität des produzierten Wheys und aller anderen Lebensmittel, die aus der Milch hergestellt werden. In einer Studie wurden viele gängige Konservierungsmittel auf ihre Effekte auf Proteine und deren Strukturen untersucht [6].

All APs [antimicrobial preservatives] induced protein aggregation in the order m-cresol > phenol > benzyl alcohol > phenoxyethanol > chlorobutanol. All these enhanced the partial protein unfolding that includes a local region which was predicted to be the aggregation “hot-spot”. [Studie]

Die Veränderung von Proteinbausteinen ist aber genau das, was man generell, aber vor allem bei einem Eiweiß-Supplement verhindern möchte. Sicher, verhindern lässt sich das in unserer heutigen globalen Wirtschaft kaum noch. Auch das Einfrieren der Milch über einen längeren Zeitraum schadet einigen Bestandteilen des Ursprungproduktes [7]. Wirbt jedoch ein Produzent mit kurzen Transportwegen und lokalen Verarbeitungsprozessen, hat das durchaus seine Vorteile und grenzt sich noch zusätzlich im positiven Sinne von den meisten Bio-Produkten ab. Neben einem ökologischen Anbau also auch unbedingt auf Transportwege achten! Die Be- oder Verarbeitung des Rohstoffs hat aber gerade erst begonnen. Was ist mit der Herstellung von Whey selbst? Gibt es etwas, auf das man zu achten hat?

Lange Transportwege können die Qualität von Whey verschlechtern

On heating skim milk at 80 degrees C for 0.5-20.0 min over the pH range 5.2-8.8, the extent of denaturation, based on loss of solubility at pH 4.6, increased with heating time and was usually in the order immunoglobulins > serum albumin/lactoferrin > beta-lactoglobulin > alpha-lactalbumin. Rates of denaturation of the immunoglobulins and the serum albumin/lactoferrin fraction were highest at the lower end of this pH range, whereas those of beta-lactoglobulin and alpha-lactalbumin increased over most of the pH range. [Studie]

Industrielle Verarbeitung ist selten schonend

Allein die kurze Erhitzung von Milch, um Bakterien abzutöten, denaturiert und zerstört viele Komponenten in der Frischmilch [8]. Neben Temperaturen sorgen jedoch auch Druck und pH-Werte bei der Produktion von Whey für Veränderungen der Inhaltsstoffe. Zugegeben, bis heute gibt es keinen perfekten Weg, um alle “guten“ Stoffe der Milch zu erhalten und alles intakt zu lassen. Egal ob kurzes hohes Erhitzen, langsames moderates Erwärmen, Basen oder Säuren – alles zerstört unterschiedliche Stoffe in der Milch [8,9]. Ein Qualitätsmerkmal wäre eher, wenn der Produzent im Nachhinein Stoffe wie Immunglobuline, Lactoferrin oder Hilfsstoffe wie Laktase beifügt. Denn wenn wir durch bestimmte Prozesse unweigerlich für Schaden sorgen, sollten wir immerhin versuchen im Nachhinein wieder den Schaden zu reparieren. Wichtiger scheint es also im Moment eher, dass der Anbieter sich im Nachhinein um sein Produkt kümmert, als dass er mit unterschiedlichen Fertigungsprozessen wirbt. Denn alle bisher gängigen Abläufe zerstören zu einem gewissen Grad das ursprüngliche Produkt.

When milk is acidified, colloidal calcium phosphate is removed from the casein micelles, and levels of serum Ca increase. On the other hand, at alkaline pH, the intramolecular disulfide bonds that help to maintain the secondary structure of the whey proteins are more easily broken. [Studie]

Zuletzt gibt es noch eine Sache, die schwer zu überprüfen ist. Manche Produzenten mischen ihr Whey-Protein mit anderen, günstigeren Eiweißquellen wie Soja, Reis und Weizen. In einer Studie wurden 16 verschiedene Whey-Produkte auf ihren Inhalt untersucht [10]. Heraus fand man, dass 6 davon “gepanscht“ waren und kein reines Produkt enthielten. Während es hier um Kühe geht, ist das jedoch eher eine Schweinerei! Für den Normalverbraucher sind leider keine bakteriellen Untersuchungsverfahren zugänglich, daher scheint dieser Aspekt eher eine Vertrauenssache zu sein. Gibt einem das Whey ein gutes “Bauchgefühl“, hat man meistens aber gute Ware in der Hand.

Qualität von Whey: Beigaben, Zusätze und Zusammenfassung

Fassen wir also zusammen. Gute Milch ist die Basis für jegliches hochwertige Whey-Protein. Kühe auf freiem Land mit Zugang zu frischem Wasser und schlichtem traditionellen Futter der Weide sind dabei eine glasklare grundlegende Sache. Wird die Milch zur Weiterverarbeitung geschickt sind kurze Transportwege wichtig, damit die Hersteller nicht auf Konservierungsmittel oder Einfrierungen angewiesen sind. Ein Produkt kann Bio sein und dennoch diesen Maßstab nicht erfüllen. Gute Anbieter geben diese Information mit an, also sollte ein Blick auf das Produkt ausreichen, um hier einen Haken setzen zu können. Während alle Fertigungsprozesse – ob heiß oder warm, basisch oder sauer – bis heute zum Teil für Schaden an den Inhaltsstoffen sorgen, gibt es hier zwar keine klare Richtlinie, doch kann darauf geschaut werden, ob der Anbieter im Nachhinein dem Whey-Produkt etwas hinzugefügt hat. Enzyme wie Laktase sind meist eine gute Idee, um Konsumenten mit Unverträglichkeiten zu helfen, während Stoffe wie Lactoferrin oft entweder kaum bekannt oder vernachlässigt werden. Dabei hat es im Alleingang bereits ein weites Spektrum an positiven Eigenschaften! Möglich wäre auch, dass dem fertigen Produkt spezifische Aminosäuren zugesetzt werden, um den Verlust durch Denaturierungsprozesse bei der Verarbeitung wieder auszugleichen, oder um das Whey-Produkt im Generellen zu einem vollwertigeren Nahrungsmittel zu machen. Neben BCAAs wie Valin ist vor allem Glycin in der heutigen Zeit eine Mangelware. Jegliche Form der Konservierungsstoffe auf dem Etikett sollten im Zweifelsfall stets beim Produzenten hinterfragt werden. Viele dieser Stoffe können den Wert des Produktes verschlechtern, indem sie die Struktur der Aminosäuren verändern. Ob man als normaler Konsument jedoch herausfinden kann, ob das Whey-Protein mit Soja-, Reis- oder Weizen-Eiweiß gemischt wurde, ist fraglich. Hier bleibt wohl vorerst die Garantie des Herstellers und ein Vertrauen in das Produkt die beste Lösung.

Quellenangabe:

  1. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/10376239
  2. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/10811258
  3. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20630242
  4. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3284412/
  5. https://www.businesswire.com/news/home/20171228005236/en/Top-5-Vendors-Global-Whey-Protein-Ingredients
  6. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3990441/
  7. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/24503914
  8. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/10725132
  9. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/10725132
  10. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/27072112