Darmgesundheit & Haut: Wie dein Darm das Hautbild beeinflussen kann  

Schöne gesunde Haut kommt von innen

Schöne Haut kommt von innen

Pickel, Rötungen, Trockenheit oder Entzündungen: Hautprobleme sind nicht nur oberflächlicher Natur. In den letzten Jahren hat sich die wissenschaftliche Perspektive auf Hautgesundheit stark verändert. Immer mehr Studien zeigen, dass unser Darm eine zentrale Rolle für den Zustand unserer Haut spielt.

Die sogenannte Darm-Haut-Achse rückt in den Fokus der dermatologischen und mikrobiologischen Forschung. Doch was steckt genau dahinter? Wie beeinflusst der Darm die Haut, und was können wir konkret tun, um diese Verbindung zu stärken?

Die Darm-Haut-Achse: Mehr als nur ein Bauchgefühl

Der Darm ist weit mehr als ein Verdauungsorgan. Er ist ein aktives Immunorgan, Kommunikationszentrale und Produzent wichtiger Stoffwechselprodukte. Etwa 70% der Immunzellen des Körpers befinden sich im Darm, wo sie permanent im Austausch mit Mikroorganismen stehen. Gerät das Gleichgewicht im Mikrobiom aus der Balance; etwa durch Stress, Antibiotika oder eine stark verarbeitete und zuckerreiche Ernährung, kann das zu einer sogenannten Dysbiose führen. Eine Disbyose ist eine Fehlbesiedlung des Darms, bei der nützliche Bakterien zurückgedrängt und krankmachende Keime überhandnehmen. (1)(2)

Diese Dysbiose beeinflusst nicht nur den Darm selbst, sondern kann auch weitreichende Folgen für den gesamten Körper haben, unter anderem auch für die Haut. Denn durch eine gestörte Darmbarriere, auch bekannt als „Leaky Gut“, gelangen entzündungsfördernde Stoffe ins Blut, die systemische Reaktionen auslösen können. Die Haut reagiert auf diese Prozesse oft mit Rötungen, Irritationen oder Entzündungen. Immer mehr Wissenschaftler gehen davon aus, dass genau diese Prozesse eine zentrale Rolle bei chronischen Hauterkrankungen spielen. (3)

Was sagt die Forschung?

Zahlreiche Studien haben in den letzten Jahren konkrete Verbindungen zwischen Darmmikrobiom und Hautzustand aufgezeigt. Die Darm-Haut-Achse beschreibt die komplexe Wechselwirkung zwischen dem gastrointestinalen Mikrobiom und der Haut. Diese  Kommunikation erfolgt über mehrere biologische Systeme, darunter:

  • Das Immunsystem: Etwa 70 % aller Immunzellen befinden sich im Darm. Eine gesunde Darmflora unterstützt die Immuntoleranz und reduziert systemische Entzündungsreaktionen, die sich negativ auf die Haut auswirken können. (1)
  • Entzündungsmediatoren und Zytokine: Eine Dysbiose (Ungleichgewicht im Mikrobiom) kann proinflammatorische Botenstoffe wie Interleukin-6 oder TNF-α aktivieren. Diese spielen eine Schlüsselrolle bei Hautkrankheiten wie Akne, Psoriasis oder Neurodermitis. (3)
  • Die Darmbarriere (Tight Junctions): Wird sie durch chronische Entzündungen oder Stress durchlässig („Leaky Gut“), gelangen bakterielle Endotoxine (z. B. Lipopolysaccharide) in den Blutkreislauf und fördern systemische Entzündungen – ein Risiko für Hautprobleme. (4)
  • Metabolite des Mikrobioms, wie kurzkettige Fettsäuren (Short chain fatty acids) (v. a. Butyrat, Propionat, Acetat), modulieren Immunzellen und wirken entzündungshemmend. Butyrat zum Beispiel fördert regulatorische T-Zellen und reduziert Hautentzündungen. (5)
  • Nährstoffaufnahme: Ein gesunder Darm ist essentiell für die Resorption von Mikronährstoffen wie Zink, Vitamin A, Vitamin D und Omega-3-Fettsäuren – alle zentral für die Regeneration und Schutzfunktion der Haut.

Was du für deinen Darm und deine Haut tun kannst

Wer die Darm-Haut-Achse unterstützen möchte, kann mit kleinen, aber wirkungsvollen Massnahmen beginnen. Eine pflanzenbasierte und ballaststoffreiche Ernährung liefert dem Mikrobiom die Grundlage, um Vielfalt und Stabilität zu entwickeln. Präbiotische Lebensmittel wie Chicorée, Hafer oder Zwiebeln nähren gezielt die „guten“ Bakterien im Darm. Fermentierte Lebensmittel wie Sauerkraut oder Kefir bringen lebende Mikroorganismen, sogenannte Probiotika, direkt mit. Auch der gezielte Einsatz von Probiotika kann helfen: Verschiedene Studien zeigen positive Effekte bestimmter Bakterienstämme, etwa Lactobacillus rhamnosus GG oder Bifidobacterium longum, insbesondere bei entzündlichen Hautbildern. Wichtig ist jedoch: Nicht jedes Präparat wirkt bei jedem Menschen gleich. Probiotika sind kein Wundermittel, sondern Teil eines ganzheitlichen Ansatzes. (6)

Neben der Ernährung spielt auch der Lebensstil eine Rolle: Ausreichend Schlaf, der Verzicht auf übermässigen Alkoholkonsum und Stressreduktion wirken sich direkt auf den Zustand des Darms, und damit auch auf die Haut, aus. Denn chronischer Stress verändert nachweislich die Darmflora und erhöht die Durchlässigkeit der Darmwand. Achtsamkeit, Bewegung oder Atemübungen können hier positive Effekte entfalten. (7)

Ein neues Verständnis von Hautgesundheit

Trotz vieler neuer Erkenntnisse ist klar: Die Wissenschaft steht bei der Erforschung der Darm-Haut-Achse noch relativ am Anfang. Viele Mechanismen sind bislang nur in Tiermodellen oder kleineren Humanstudien untersucht worden. Hautgesundheit ist zudem ein komplexes Zusammenspiel aus genetischen, hormonellen, immunologischen und äusseren Faktoren. Der Darm ist ein bedeutender Teil dieses Puzzles , aber nicht das ganze Bild.

Fazit

Dennoch zeigt sich deutlich: Eine intakte Darmflora trägt dazu bei, Entzündungen zu regulieren, das Immunsystem zu balancieren und die Haut von innen zu stärken. Wer langfristig in seine Darmgesundheit investiert, tut also nicht nur der Verdauung, sondern auch der Haut etwas Gutes. Ganz nach dem Motto: „Schöne Haut beginnt im Bauch.“

Literaturhinweis:

  1. Thye, A. Y.-K., et al. (2022). Gut–skin axis: Unravelling the connection between the gut microbiome and psoriasis. Biomedicines, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35625774/

  2. Mahmud, M. R., et al. (2022). Impact of gut microbiome on skin health: Gut-skin axis observed through the lenses of therapeutics and skin diseases. Gut Microbes, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35866234/

  3. Smith, J. A., Lee, M. K., & Patel, R. S. (2025). The gut-skin axis: A bi-directional, microbiota-driven relationship. Gut Microbes, https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/19490976.2025.2473524

  4. Kirschner, N., & Brandner, J. M. (2013). Tight junctions in skin: New perspectives. Experimental Dermatology, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/23259250/

  5. Xiao, X., et al. (2023). The role of short-chain fatty acids in inflammatory skin diseases. Frontiers in Microbiology, https://www.frontiersin.org/journals/microbiology/articles/10.3389/fmicb.2022.1083432/full

  6. Lolou, V., & Panayiotidis, M. I. (2019). Functional role of probiotics and prebiotics on skin health and disease. Fermentation,  https://www.mdpi.com/2311-5637/5/2/41

  7. Madison, A., & Kiecolt-Glaser, J. K. (2019). Stress, depression, diet, and the gut microbiota: Human–bacteria interactions at the core of psychoneuroimmunology and nutrition. Current Opinion in Behavioral Sciences, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32395568/