Kollagen & Glycin – Immunsystem & Entzündungen
Hühnerhaut bzw. Hühnersuppe hilft bei Halsweh und Grippe! So in etwa könnte man vielleicht erklären, warum die Hühnerbrühe so beliebt ist, wenn man mal wieder mit einer Erkältung ans Bett gefesselt wird. Ein solcher Satz klingt aber nicht nur nett, sondern hat einen interessanten und wahren Kern. Knorpel, Knochen und Häute von Tieren sind reich an Kollagen bzw. der Aminosäure Glycin. Dass diese feinen Inhaltsstoffe nicht nur für eine straffe Haut und starke Knochen sorgen können, wird immer deutlicher. Vor allem aber hat Glycin als Haupt-Aminosäure des Kollagens einige stark schützende Effekte vor Entzündungen und reguliert gleichzeitig auf interessante Art und Weise unser Immunsystem. An manchen alten Traditionen (wie der Hühnerbrühe) ist halt nicht nur was drin, sondern auch was dran!
Ist Kollagen gut für das Immunsystem?
Die kurze Antwort wäre wohl ein simples “JA!“. Einige Studien in den letzten Jahren konnten zeigen, wie oral verabreichtes Kollageeiweiß in physiologischen und alltagstauglichen Dosen vor beispielsweise Zahnfleischentzündungen und atopischer Dermatitis schützen konnte [1,2]. Dabei war interessant, dass es nicht zu einer direkten Unterdrückung der Immunabwehr oder entzündlicher Kaskaden kam. So etwas ist wichtig zu wissen. Entzündungen und aktive Abwehrkräfte sind erstmal nichts Schlechtes und unter Umständen kann es durchaus schädlich für den Menschen sein, sie durch ein Mittel schlichtweg zu dämpfen. Vielmehr kam es bei den erwähnten Krankheiten bei einer Verabreichung von Kollagen zu einer Verschiebung des Immunsystems mehr in Richtung adaptivem Immunsystem. In beiden Fällen – also der atopischen Dermatitis als auch bei (chronischen) entzündlichen Zahnfleischerkrankungen – ist das angeborene, aggressive und aktive Immunsystem eher überaktiv, was zu weiter zerstörtem Zellgewebe und Folgereaktionen durch entzündliche Marker führen kann. Durch die Gabe von lediglich 4 Gramm Kollageneiweiß pro Tag konnte binnen 12 Wochen (am Menschen) eine signifikante Veränderung der Immunität in Richtung Adaption festgestellt werden – mitsamt einem Rückgang entzündlicher Marker und Symptomatik.
Nicht sicher ist jedoch, ob Kollagen, oder nicht doch eher Glycin in diesem Fall hauptverantwortlich ist für diese Ergebnisse. Denn Ähnliches wurde bei Studien zum Thema Glycin entdeckt und genau diese Aminosäure macht etwa 30% aller Bausteine des Kollagens aus!
Wie wirkt Glycin auf Entzündungen und das Immunsystem?
Glycin und Kollagen sind nicht nur wichtig für den Erhalt schöner und straffer Haut. Eine Aminosäure, die an Zellen direkt wirkt, als Neurotransmitter fungiert, nicht toxisch ist und für einen erholsameren Schlaf sorgen kann, arbeitet für gewöhnlich an einem fundamentalen System des Körpers.
Auf der einen Seite gilt natürlich, dass Glycin, ein Neurotransmitter des Parasympathikus (Verdauung und Entspannung), im Alleingang dem Körper dabei helfen kann, einen gestressten Zustand wieder leichter zu beenden [3]. Auch ist es nachvollziehbar, dass die Beseitigung eines Glycin-Mangels viele Prozesse optimaler ablaufen lassen kann, weswegen der Körper leichter mit immunologischen und entzündlichen Belastungen zurechtkommen kann. Glutathion – ein starkes körpereigenes Antioxidans – ist abhängig von einer ausreichende Menge Glycin [4]. Laut einiger Studien ist Glycin bei vielen Menschen mindestens so sehr Mangelware in der heutigen Zeit geworden, wie Vitamin D [5]. Angesichts der vielfältigen Aufgaben dieser semi-essentiellen Aminosäure, kann das durchaus einen Körper unter Stress setzen. Nicht zuletzt, da inzwischen auch bekannt ist, dass Pestizide, wie das weit verbreitete Glyphosat, Glycin-Strukturen stören und funktionsunfähig machen können [6]. Vor allem aber scheint Glycin für Zellen von besonderer Bedeutung zu sein.
In experiments with isolated renal proximal tubules and epithelial cells isolated thereof, glycine clearly diminished hypoxic and hypoxia–reoxygenation injury, with its greatest effect during the hypoxic period (Weinberg et al., 1987; 1989; 1990b; 1995; Mandel et al., 1990; Paller and Patten, 1992; Wetzels et al., 1993a; Moran and Schnellmann, 1997; Tijsen et al., 1997), and a half-maximal protective effect at around 0.8 mM glycine (Weinberg et al., 1990b). In parallel, protection from hypoxic injury (Marsh et al., 1993; Brecht and de Groot, 1994; Nichols et al., 1994; Carini et al., 1997; Nagatomi et al., 1997; Frank et al., 2000; Bramey et al., 2009), with half-maximal effects at glycine concentrations between 0.2 and 0.4 mM (Nichols et al., 1994; Nagatomi et al., 1997), but also from hypoxia–reoxygenation injury (Brecht and de Groot, 1994) and injury due to restoration of pH from 6.2 (at hypoxia) to 7.4 (at reoxygenation) (Qian et al., 1997), was shown for isolated hepatocytes, in which glycine also prevented cold ischemic injury and injury due to warm reoxygenation after cold storage as used in transplantation (Marsh et al., 1991; 1993). In both, isolated renal proximal tubules (Weinberg et al., 1990a; 1991a,b; 1995; Aleo and Schnellmann, 1992; Garza-Quintero et al., 1993; Miller and Schnellmann, 1993; Miller et al., 1994) and isolated hepatocytes (Dickson et al., 1992; Marsh et al., 1993; Sakaida et al., 1996; Carini et al., 1997; Petrat et al., 2006), glycine was also protective upon energy depletion by inhibitors of oxidative phosphorylation and/or glycolytic energy production such as cyanide, antimycin A, NO or iodoacetate, again with half-maximal protective effects at around 0.4 mM (Aleo and Schnellmann, 1992; Dickson et al., 1992). [Studie]
Ziemlich deutlich zeigt sich wiederholt, dass Glycin den Energiehaushalt von Zellen schützend zu regulieren scheint. Sowohl ein Übermaß an Sauerstoff (und ein damit verbundener oxidativer Schaden), als auch Zustände der Hypoxie (Sauerstoffarmut) konnten durch Glycin in ihrer Auswirkung gedämpft werden. Die Energiebereitstellung von Zellen konnte wiederhergestellt werden. Die Respiration von Zellen und Energie für den Körper sind grundlegend für eine gute Gesundheit. Substanzen, die an solchen Schnittstellen arbeiten sind für die Medizin von hohem Wert [7]!
Zusammenfassung: Kollagen, Glycin, unser Immunsystem und entzündliche Prozesse
Manche Stoffe sind einfach gut! Die Ernährung von heute ist freundlich gesagt in den meisten Fällen höchst fragwürdig in Nährstoffwerten und Qualität. Menschen leiden an einem Sonnen-Mangel, während wir umgeben sind von Deadlines, Elektrosmog, Toxinen und weiteren Stressoren. Vielleicht wirkt Glycin in den meisten Studien so gut, weil es in der heutigen Zeit eine solche Mangelware geworden ist. So oder so sind Glycin und Kollagen Nahrungsergänzungsmittel von hohem Wert – nicht nur für das Immunsystem und gegen entzündliche Prozesse. Etwas, was Zellen stabiler Energie produzieren lässt, hat einfach einen klaren Mehrwert!
Quellenangabe:
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/29017796/
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3855959/
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5350494/
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5855430/
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20093739
- https://yourfunctionalmedicine.com/glyphosat-massenpflanzenhaltung-teil-2/
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3413844/