Omega-3 Fettsäuren und ADHS (Teil 1)
ADHS (Aufmerksamkeits Defizit Hyperaktivitäts Syndrom) ist vielen Eltern bekannt. Das eigene Kind reagiert impulsiv, raubt strampelnd und hyperaktiv seiner Umgebung die Ruhe und kann sich nur schwer für mehrere Minuten auf eine einzelne Sache konzentrieren. Kommt es zu einer ADHS-Diagnose, gibt es gesellschaftliche und medizinische Standards und Vorgehensweisen. Verständlicherweise versuchen viele Eltern so lang wie möglich die Verwendung von Medikamenten wie Methylphenidat – Handelsname Ritalin – zu vermeiden. Abgesehen von der Dauer der Wirkung und Symptomunterdrückung, sorgen Nebenwirkungen für verständliche Bedenken1–3. Können aber Omega-3-Fettsäuren unterstützend und hilfreich wirken? Wenn ja, wie?
Festgestellt wurde, dass alle Kinder mit ADHS interessanterweise einen Mangel an Omega-3 besitzen4. Insbesondere und inzwischen durchaus bekannt, haben Omega-3-Fettsäuren viele wichtige Aufgaben in unserem Gehirn – und damit auch in dem vermuteten Ursprungsort von ADHS. Das wird einem noch deutlicher bewusst, wenn man daran denkt, dass Kinder mit aktivem ADHS häufig auch an anderen neurodegenerativen Erkrankungen wie Autismus, Epilepsie, mentaler Retardation und ähnlichen Krankheiten im Laufe der Zeit leiden können. Omega-3 ist wichtig für eine gute neuronale Zellfunktion, Signalübertragung und Effizienz der Bestandteile (Proteine) der Zellmembran. Was konnten Forscher also durch Studien herausfinden?
Sowohl negative, als auch positive Ergebnisse kamen ans Licht. Verwunderlich? Vermutlich nicht. Omega-3 ist nicht unbedingt eine Substanz, die man sich mit vollkommener Bedenkenlosigkeit einverleiben sollte. Was bringt es einem Kind mit ADHS, wenn es Omega-3 bekommt, aber der Körper nicht weiß, wie er damit umgehen soll? Omega-3-Fettsäuren sind im Alleingang meist nicht genug, um bei vielen Krankheiten im Alleingang zu wirken und viele weitere Systeme – wie Enzyme – des Körpers müssen richtig ablaufen, um die gesunden Fette wirken zu lassen. Studien, die Omega-3 mit ergänzenden Mitteln und in ausreichender Menge gaben, konnten einige gute Ergebnisse bei der Behandlung von ADHS liefern – sogar ganz ohne zusätzliche medikamentöse Behandlung5–7.
Heilt Omega-3 aber ADHS? Nein und auch wenn man zu Recht von Omega-3-Fettsäure begeistert sein kann, sind sie sicherlich kein Allheilmittel. Dennoch zeigen viele Studien, dass Omega-3 (EPA, DHA) bei Krankheiten wie ADHS und anderen neurologischen Erkrankungen ein wirkungsvolles Mittel sind.
Kann ADHS aber in den Griff bekommen werden, wenn man Omega-3 mit weiteren therapeutischen Maßnahmen kombiniert? Durchaus möglich. Nebenwirkungen? Kontext? Neugierig? Alle Details im 2. Teil!
Quellenangabe:
- Stein, M. et al. A Dose-Response Study of OROS Methylphenidate in Children With Attention-Deficit/Hyperactivity Disorder. Pediatrics 112, e404–e404 (2003).
- Lee, J. et al. Relation between therapeutic response and side effects induced by methylphenidate as observed by parents and teachers of children with ADHD. Bmc Psychiatry 11, 1–7 (2011).
- Wigal, S. et al. Pharmacokinetics of methylphenidate in preschoolers with attention-deficit/hyperactivity disorder. J Child Adol Psychop 17, 153–64 (2007).
- Antalis, C. et al. Omega-3 fatty acid status in attention-deficit/hyperactivity disorder. Prostaglandins, Leukotrienes and Essential Fatty Acids 75, 299–308 (2006).
- Zelcer, M. & Goldman, R. Omega-3 and dyslexia: Uncertain connection. Can Fam Physician Médecin De Fam Can 61, 768–70 (2015).
- Bloch, M. & Qawasmi, A. Omega-3 Fatty Acid Supplementation for the Treatment of Children With Attention-Deficit/Hyperactivity Disorder Symptomatology: Systematic Review and Meta-Analysis. J Am Acad Child Adolesc Psychiatry 50, 991–1000 (2011).
- Kiliaan, A. & Königs, A. Critical appraisal of omega-3 fatty acids in attention-deficit/hyperactivity disorder treatment. Neuropsych Dis Treat Volume 12, 1869–1882 (2016).