Fermentierte Lebensmittel: Warum Kimchi, Sauerkraut & Co. so gut für den Darm sind

Fermentation und Darmgesundheit

Altes Wissen unter dem Mikroskop

Fermentierte Lebensmittel erleben derzeit eine Renaissance, nicht nur als kulinarischer Trend, sondern auch im Fokus ernährungsmedizinischer Forschung. Produkte wie Kimchi, Sauerkraut, Joghurt oder Kombucha gelten als „funktionelle Lebensmittel“, die nachweislich positive Effekte auf die Darmgesundheit und das Immunsystem haben können.

Doch worauf beruhen diese gesundheitsfördernden Eigenschaften? Welche Rolle spielen Mikroorganismen dabei, und was sagt die aktuelle Wissenschaft zu Kimchi & Co.? In diesem Beitrag erfährst du, wie Fermentation funktioniert, welche bioaktiven Substanzen dabei entstehen und warum fermentierte Lebensmittel ein wertvoller Bestandteil einer gesunden Ernährung sind.

Was genau ist Fermentation?

Fermentation bezeichnet einen biochemischen Umwandlungsprozess organischer Stoffe durch Mikroorganismen wie Milchsäurebakterien, Hefen oder Schimmelpilze, meist unter anaeroben (sauerstoffarmen) Bedingungen. In der Lebensmittelherstellung führt dieser Prozess nicht nur zur Konservierung, sondern auch zur Bildung gesundheitsfördernder Metabolite.

Fermentation ist ein jahrtausendealter Prozess, der in nahezu allen Kulturen und Gesellschaften Anwendung findet, von Brot über Joghurt und Käse bis hin zu Tempeh, Tee, Kombucha und Kefir. Sie macht Lebensmittel nicht nur länger haltbar, sondern auch besser bioverfügbar für den Körper – eine echte Wunderwaffe. (1)(2)(3)

Typische Beispiele fermentierter Lebensmittel sind:

  • Kimchi: fermentierter Chinakohl mit Chili, Knoblauch und Ingwer (Korea).
  • Sauerkraut: milchsauer vergorener Weißkohl (Mitteleuropa).
  • Joghurt und Kefir: fermentierte Milchprodukte mit aktiven Bakterienkulturen.
  • Käse: je nach Sorte mit Hilfe von Bakterien- oder Schimmelkulturen gereift.
  • Kombucha: fermentierter Tee mit einer symbiotischen Kultur aus Bakterien und Hefe.
  • Miso, Tempeh, Natto: traditionell fermentierte Sojaprodukte (Japan/Indonesien).
  • Sauerteigbrot: Brotteig, fermentiert mit Milchsäurebakterien und Hefen.
  • Salami und andere Rohwürste: durch Milchsäuregärung gereifte Fleischprodukte.
  • Oliven: in Salzlake fermentiert zur Haltbarmachung und Geschmacksveredelung.
  • Sojasauce: fermentierte Würzsauce aus Sojabohnen, Getreide und Mikroorganismen.
  • Essiggurken: oft milchsauer vergorene Gurken, teils zusätzlich mit Essig haltbar gemacht.

Was macht fermentierte Lebensmittel gesund?

Eine Vielzahl klinischer Studien weist auf die gesundheitlichen Vorteile fermentierter Lebensmittel hin. So zeigen Untersuchungen, dass sie zur Verbesserung der Vielfalt des Mikrobioms beitragen, entzündliche Marker wie C-reaktives Protein und TNF Alpha senken und Symptome bei Reizdarmsyndrom, Blähungen oder Verstopfung lindern können. Auch auf die Psyche zeigen sich positive Effekte, vermittelt über die sogenannte Darm Hirn Achse. (4)(5) Darüber hinaus entstehen bei der Fermentation gesundheitsfördernde Substanzen wie kurzkettige Fettsäuren, etwa Butyrat, sowie Enzyme, antimikrobielle Peptide und verschiedene Vitamine, insbesondere aus dem B Komplex sowie Vitamin K2. Diese Stoffe wirken entzündungshemmend, unterstützen das Immunsystem und fördern die Stabilität der Darmschleimhaut. (6)

Gleichzeitig verbessert die Fermentation die Verfügbarkeit wichtiger Nährstoffe. Schwer verdauliche Bestandteile wie Laktose, Phytat und bestimmte komplexe Kohlenhydrate werden abgebaut, was zu einer besseren Verträglichkeit führt und die Aufnahme von Spurenelementen wie Zink und Eisen erleichtert.  (7) Auch die Barrierefunktion des Darms kann durch den regelmäßigen Verzehr fermentierter Lebensmittel gestärkt werden. Eine ausgewogene Darmflora unterstützt die sogenannten Tight Junctions der Darmschleimhaut, die als Verbindungselemente zwischen den Zellen fungieren. Auf diese Weise lässt sich das Risiko für ein sogenanntes Leaky Gut Syndrom verringern, bei dem unerwünschte Stoffe aus dem Darm in den Blutkreislauf gelangen. (8)

Wichtig ist jedoch zu beachten, dass nicht jedes fermentierte Produkt automatisch lebende und probiotisch wirksame Mikroorganismen enthält. Viele industriell hergestellte und pasteurisierte Varianten, zum Beispiel haltbar gemachtes Sauerkraut, wurden zur Verlängerung der Lagerfähigkeit erhitzt. Dabei gehen die aktiven Mikroorganismen größtenteils verloren, wodurch auch die gesundheitsfördernde Wirkung abgeschwächt sein kann.

Worauf solltest du achten?

Wenn du fermentierte Lebensmittel gezielt für deine Darmgesundheit nutzen möchtest, solltest du folgende Punkte berücksichtigen:
  • Unpasteurisiert bevorzugen oder selbst fermentieren: Achte auf Begriffe wie „roh“, „nicht pasteurisiert“ oder „mit lebenden Kulturen“. Selbst gemachte Fermente bieten höchste Kontrolle über Qualität und Vielfalt.
  • Langsame Gewöhnung: Der Einstieg mit kleinen Mengen verhindert übermässige Gasbildung oder Unverträglichkeiten.
  • Mikrobielle Vielfalt nutzen: Verschiedene Fermente enthalten unterschiedliche Bakterienstämme. Ein abwechslungsreicher Konsum fördert ein vielfältigeres Mikrobiom.

Wann ist Vorsicht geboten bei „Fermented Foods“?

So gesund fermentierte Lebensmittel für viele auch sind, sie sind kein Allheilmittel. Bei bestimmten Erkrankungen wie Histaminintoleranz, SIBO (Small Intestinal Bacterial Overgrowth) oder chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen können sie Symptome verstärken. In solchen Fällen ist es wichtig, individuelle Unverträglichkeiten zu berücksichtigen und die Einführung fermentierter Produkte mit ärztlicher oder ernährungsmedizinischer Begleitung sorgfältig abzustimmen. (9)

Fazit: Ein lohnenswerter Beitrag zur Darmgesundheit

Fermentierte Lebensmittel sind eine traditionsreiche und wirksame Möglichkeit, die Darmgesundheit zu fördern. Sie liefern lebende Mikroorganismen, bioaktive Stoffe und verbessern die Nährstoffaufnahme. Wer sie bewusst in den Speiseplan integriert, kann langfristig profitieren – Oder einfach selbst ausprobieren, wie vielseitig und lebendig Ernährung sein kann!

Literaturhinweis

  1. Cuamatzin-García et al. (2022). Traditional fermented foods and beverages from around the world and their health benefits. Microorganisms, 10(6), 1151.
    https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35744669/

  2. Leroy & De Vuyst (2014). Fermented food in the context of a healthy diet: How to produce novel functional foods? Current Opinion in Clinical Nutrition and Metabolic Care, 17(6), 574–581.
    https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/25115795/

  3. Scheers et al. (2016). Increased iron bioavailability from lactic-fermented vegetables is likely an effect of promoting the formation of ferric iron (Fe(3+)). European Journal of Nutrition, 55(1), 373–382.
    https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/25672527/

  4. Leeuwendaal et.al  (2022). Fermented foods, health and the gut microbiome. Nutrients, 14(7), 1527.
    https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC9003261/

  5. SaeidiFard et al. (2020). Fermented foods and inflammation: A systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials. Clinical Nutrition ESPEN, 35, 30–39.
    https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S2405457719304838

  6. Annunziata et al. (2020). Fermentation of foods and beverages as a tool for increasing availability of bioactive compounds: Focus on short-chain fatty acids. Foods, 9(8), 999.
    https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32722417/

  7. Nkhata et al. (2018). Fermentation and germination improve nutritional value of cereals and legumes through activation of endogenous enzymes. Food Science & Nutrition, 6(8), 2446–2458.
    https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC6261201/

  8. Pham et.al (2018). The effects of fermentation products of prebiotic fibres on gut barrier and immune functions in vitro. Food Research International, 105, 1–10.
    https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC6089210/

  9. Velasco-Aburto, S., Llama-Palacios, A., Sánchez, M. C., Ciudad, M. J., & Collado, L. (2025). Nutritional approach to small intestinal bacterial overgrowth: A narrative review. Nutrients, 17(9), 1410.
    https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC12073203/