Licht, Schlaf, Biorhythmus und Gesundheit
Auf einen Blick
- Seit Milliarden von Jahren ist das Sonnenlicht für uns Taktgeber zwischen Tag und Nacht, aber gerade mal seit 100 Jahren sind wir in der Lage unseren Planeten 24/7 zu beleuchten
- Vor allem in den letzten Jahren ist das Thema Biorhythmus bzw. circadiane Rhythmik und unser Schlaf-Wach-Rhythmus mehr und mehr in den Vordergrund gerückt
- Schlafstörungen und Durchschlafstörungen sind ein bekanntes und weltweites Thema
- Sichtbares Licht ist Teil des elektromagnetischen Spektrums und ist damit eine Bandbreite von elektromagnetischen Wellen/Frequenzen, die wir aber mit dem Auge wahrnehmen können
- Unterschiedliche Frequenzen haben dabei unterschiedliche Farben (blau, rot, grün, violett etc.) und alle haben verschiedene Einflüsse auf unseren Körper
- Fast alle modernen Beleuchtungen und Bildschirme arbeiten mit erhöhten Mengen an Blaulicht, darum ist es in unserer Zeit aufgrund seines stimulierenden Effektes und der immerwährenden Anwesenheit zu einem ernsthaften Problem geworden
- Blaues Licht hemmt die Ausschüttung von Melatonin und kann unter anderem als eine Ursache für Schlafstörungen gesehen werden
- Jetlag und Schichtarbeit sind weitere bekannte Alltags-Beispiele mit teils großen Folgen auf unsere innere Uhr, unseren Organen und unsere Erholungsfähigkeit
- Blaulichtblocker bzw. Blaulichtfilterbrillen, Entspannungstechniken und andere Maßnahmen zur Regulation der Blaulichteffekte, hin zur Entspannung, sind eine kluge und praktische Lebensstiloptimierung neben dem schnellen Griff nach Medikamenten gegen Schlaflosigkeit
- Auch spezifische Supplemente können durch ihre regulierende Wirkung auf unseren Stress und Cortisol Pegel dabei helfen, tiefer und besser zu schlafen
Wenn unserem Körper ein Sonnenlicht aufgeht
Sonnenlicht ist älter als die Erde selbst. Bevor sich kleine einzellige Lebewesen vor Milliarden von Jahren eine evolutionäre Reise überhaupt nur vorstellen konnten, strahlte bereits das Licht der Sonne auf unseren Planeten und ermöglichte damit überhaupt die Entwicklung neuen Lebens. Kaum verwunderlich ist es also, dass Flora und Fauna auf der Erde ihren gesamten Biorhythmus bzw. ihren zirkadianen Rhythmus nach diesem geschmolzenen Planeten ausgerichtet haben. Kommen die ersten Sonnenstrahlen über den Horizont, wachen wir auf, verschwindet die Sonne wieder, sorgt die Dunkelheit automatisch dafür, dass wir müde werden. Die im Hintergrund ablaufenden komplexen Prozesse sind dabei durch Hormone und Neurotransmitter ideal aufeinander abgestimmt. Zumindest war das bis vor etwa 100 Jahren noch der Fall. Seither besitzen wir Elektrizität und künstliches Licht, um Tage nach eigenem Ermessen zu verlängern. Während Erfindungen uns oft große Schritte nach vorne bringen, verbirgt sich hinter manchen oft mehr Schaden, als wir anfangs glauben.
Sichtbares Licht und ihre Wellenlängen: Alle Farben des Regenbogens
Viele Menschen übersehen oder vergessen gerne, was Licht eigentlich ist. Licht, beziehungsweise der für uns sichtbare Anteil, ist im Grunde genommen nichts weiter als eine bestimmte Frequenz elektromagnetischer Wellen, die für unsere Augen sichtbar sind. Würden wir eine Infrarotlicht-Kamera verwenden, würden wir Menschen sprichwörtlich in einem anderen Licht sehen. Wird Sonnenlicht durch feuchte Luft wie durch ein Prisma gebrochen, sehen wir einen Regenbogen am Firmament. Licht – auch wenn es für uns durchsichtig erscheint – ist voller Farbe und jede einzelne davon hat ihre Funktion und ihre Einflüsse auf alle unsere Zellen – darunter unseren zirkadianen Rhythmus.
Neben dem sichtbaren Spektrum, sind Röntgenstrahlen, Wlan Strahlung, Radiowellen, Mikrowellen und die Signale unseres Handys andere elektromagnetische Wellen, die Energie oder Information übertragen. Was für künstliche Quellen zutrifft, gilt natürlich auch für Sonnenlicht [1]. Legen wir uns mittags an einem warmen Sommertag nach draußen, spüren wir Wärme (Energie). Doch ohne unser Wissen, überträgt Sonnenlicht auch Informationen [2]. Was wir heute zirkadiane Rhythmik oder Biorhythmus nennen, ist die Steuerung unserer internen Systeme, abhängig von äußeren Einflüssen. Dazu zählt Temperatur, ob wir beispielsweise nur abends essen, soziale Interaktionen und vor allem das Licht aus unserer Umgebung und wie es zusammengesetzt ist. Am Tag sind wir aktiv, aufmerksam, bewegen und ernähren uns. In der Nacht schlafen und erholen wir uns vom Tag. Dieser Zyklus ist so alt, dass jeglicher Eingriff in diesen Mechanismus deutlich spürbar ist. Unter anderem können wir deswegen abends müde sein, aber nicht schlafen. Reisen wir zu einem anderen Kontinent, leiden wir an etwas, was wir als Jetlag bezeichnen. Menschen mit Schichtarbeit sind häufiger krank und viele Studien weisen darauf hin, dass eine Störung des Biorhythmus viel zu Schlafstörungen bzw. Durschlafstörungen und vielem mehr beizutragen scheint [3,4].
Epidemiological studies show that CD [chronodisruption] is associated with an increased incidence of diabetes, obesity, heart disease, cognitive and affective impairment, premature aging and some types of cancer. Knowledge of retinal photoreceptors and the discovery of melanopsin in some ganglion cells demonstrate that light intensity, timing and spectrum must be considered to keep the biological clock properly entrained. Importantly, not all wavelengths of light are equally chronodisrupting. Blue light, which is particularly beneficial during the daytime, seems to be more disruptive at night, and induces the strongest melatonin inhibition. [Studie]
Kein Wunder also, dass 2017 der Nobelpreis der Medizin für die Erforschung des Biorhythmus verliehen wurde. Ebenso ist es kein Wunder, dass wir anfangen, Produkte wie Blaulichtfilterbrillen auf den Markt zu bringen, um die Augen vor unnötigen Stimuli zu schützen und besser einzuschlafen. Denn Licht ist nicht nur lebenswichtig, es kann im falschen Kontext und zur falschen Uhrzeit auch schaden, Stress und Cortisol in die Höhe treiben und uns nachts aufwachen lassen. Denn Licht ist einer, wenn nicht sogar der wichtigste Faktor, wenn es um Themen wie unseren Biorhythmus geht.
Von Horst Frank / Phrood / Anony – Horst Frank, Jailbird and Phrood, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=3726606
Über Schlafstörungen und Blaulicht Brillen
Sehr gut bekannt ist inzwischen, dass Licht – vor allem blaues und grünes Licht – die Ausschüttung von Melatonin in der Epiphyse behindern kann [5,6]. Melatonin, das “Hormon der Dunkelheit“, ist von zentraler Bedeutung für viele wichtige regenerative und gesundheitsfördernde Prozesse während wir schlafen. Dringt Licht in unsere Augen, nimmt unser Körper diesen Impuls wahr [7]. Neben anderen sogenannten “Zeitgebern“ wie Kälte, also Indikatoren aus dem Umfeld, die einen Effekt auf die inneren Uhren in unseren Organen und in unserem Körper steuern, ist Licht derzeit der stärkste bekannte Regulator von zirkadianer Rhythmik, Schlafstörungen und Jetlag [8].
Wenn morgens die Sonne scheint und wir aufwachen, kommt aufgrund des Neigungswinkels der Sonne nur blaues, rotes und grünes Licht durch die Erdatmosphäre. Blau und Grün wirken dabei stimulierend und wecken uns auf, während (Infra-)Rot die Aufregung reguliert und unsere Augen insbesondere vor der intensiven Blaustrahlung schützt [9]. Ohne seine rote Komponente, wäre Sonnenlicht schädlich für uns. Blaulicht reagiert in unseren Augen und sorgt für eine Produktion von Oxidation und Radikalen – Stimulation auf allen Ebenen – die Signale für gesteigerte Aufmerksamkeit an unser Gehirn weiterleitet [10]. Viele heutzutage verwendete künstliche Beleuchtungen verwenden ein Vielfaches der blauen Lichtintensität von Sonnenlicht [11]. Etwas ähnlich funktionieren Tageslichtlampen. Der belebende und stimulierende Effekt wurde häufig untersucht, während der rote Anteil hier fehlt.
Etwas später und mit einem Anstieg der Sonne am Himmel kommt zuerst UVA und später und abhängig von der Jahreszeit auch UVB durch die Atmosphäre durch.
A number of recent studies demonstrate that UVA radiation can provide immunoprotection and also inhibit UVB-induced immunosuppression through modulation of various cytokines and enzymes, such as expression of heme oxygenase-1 (HO-1).40UVA exposure increases expression of HO-1 that mediates antioxidant, anti-inflammatory, anti-apoptotic and anti-proliferative effects, and protects cells and tissues against oxidative stress and tissue injury [Studie]
Mehr als genug Studien sind heutzutage vorhanden, die UV-Strahlung als schädlich bezeichnen. Bei solchen Arbeiten werden jedoch Tiere oder sogar nur einzelne Zellen mit spezifischen Anteilen (z.B. reines UV) des Lichtes bestrahlt [12,13]. Da jedoch Sonnenlicht nie einzelne Frequenzen, sondern stets ein Spektrum abgibt, sollte das in seinem Kontext beachtet werden. Konstant seine Haut chemikalienhaltiger Sonnencreme auszusetzen, ist natürlich ebenso bedenklich, wie unüberlegt und unangepasst viel Zeit an der Mittagssonne zu verbringen [14]. Der gesunde Umgang mit UVB-Licht hat allerdings alleine schon wegen der Vitamin D Produktion einige positive Effekte.
Wird es dunkel, sollten wir unseren Körper dabei unterstützen, müde zu werden, damit wir auch sofort einschlafen können. Das ist absolut essentiell für einen gesunden Rhythmus und einen tiefen Schlaf und beinhaltet neben einem gesunden Umgang mit Licht auch beispielsweise den Umgang mit persönlichen Stressfaktoren. Um Einschlafstörungen zu verhindern, wurden inzwischen Blaulichtfilter Brillen und frei zugängliche Programme für Computer und Bildschirme entworfen, wie z.B. F.Lux. Hat man Schwierigkeiten einzuschlafen oder leidet man an Durschlafstörungen, gibt es einige praktische Ansätze. Die Augen vor Licht mit Blaulichtfilter Brillen am Abend zu schützen und Praktiken wie Meditation, entspannende Hobbies und ähnliches anzuwenden, um die innere Unruhe herunterfahren, sind nur 2 Ideen. Dinge, die uns vor dem Schlafengehen noch beschäftigen, können weiterhin unseren Sympathikus aktiv halten. Cortisol und Stress selbst halten uns dadurch effektiv davon ab, sofort einschlafen zu können. Kälte kann dabei helfen und auch schaden, wenn es um einen guten Schlaf geht. Auch Nahrungsergänzungsmittel wie pflanzliche Adaptogene sind gut erforschte Stress-Regulatoren [15,16]. Dazu zählt beispielsweise Ashwaghanda. Pflanzliche Adaptogene als Ergänzungen wirken grundsätzlich immer regulierend und können dem Körper nicht schaden – so zumindest die Voraussetzung in der Medizin, sollte ein Wirkstoff als Adaptogen bezeichnet werden. Vor allem bei solchen pflanzlichen Mitteln, sollte man jedoch ein sehr genaues Auge auf die Qualität haben [17]. Viele Adaptogene verdanken ihre Inhaltsstoffe und ihre Wirkung den eigenen harschen Lebensbedingungen. Bei vielen Anbietern und billigen Massenproduktion wird so etwas selten beachtet.
Quellenangabe:
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2926798/
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/26977036
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4284776/
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/24138359
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21552190
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4734149/
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20096587
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2829880/
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4575166/
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/27039979
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3948037/
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/11950232
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/9335442/
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3543289/
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3991026/
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19500070
- Upton R, ed. Ashwagandha Root (Withania somnifera): Analytical, quality control, and therapuetic monograph. Santa Cruz, CA: American Herbal Pharmacopoeia 2000:1-25.