Veganes Kollagen: Wirkt es wirklich?

Veganes Kollagen: Wirkt es wirklich?

Kollagenprodukte waren lange keine Option für Vegetarier*innen und Veganer*innen, da natürliches Kollagen ausschliesslich in den Knochen und Knorpeln von Tieren vorkommt. Mit der gegenwärtigen Entwicklung von veganem Kollagen gibt es jedoch neue Möglichkeiten. In diesem Beitrag werden wir die Vor- und Nachteile von tierischem und veganem Kollagen beleuchten.

Bedeutung von Kollagen in der Ernährung

Kollagen gewinnt immer mehr an Bedeutung, da unsere moderne Ernährung kaum noch Knochenbrühe oder durchzogenes Fleisch umfasst, welche natürlich Kollagen enthalten. Der Konsum dieser Lebensmittel ist jedoch wichtig für unsere Knochen, Knorpel, Haut, Bänder und Sehnen. Kollagenpräparate sind daher sehr praktisch: Mit einem Löffel des Pulvers kann man seine tägliche Dosis einnehmen, was zu einer besseren Haut und elastischeren Knochen und Knorpeln führt, besonders im Alter. (1)(2)

Was ist veganes Kollagen?

Bis vor kurzem gab es nur sogeannante vegane „Kollagen-Booster“. Das sind Pflanzenstoffe, die die natürliche Kollagenproduktion des Körpers fördern, aber definitiv kein Kollagen enthalten – eine Werbetäuschung. Mittlerweile gibt es jedoch „richtiges veganes Kollagen“, das das komplette Aminosäurenprofil von Kollagen enthält. Die Aminosäuren kommen jedoch nicht aus Knochen von Rindern oder Fischen, sondern werden im Labor mithilfe von Bakterienkulturen hergestellt. Eine super Alternative, würden viele Veganer*innen sagen! (3)

Unterschiede zwischen tierischem und veganem Kollagen

Aminosäuren und Bioverfügbarkeit

Tierisches Kollagen enthält viele Aminosäuren, darunter Glycin, Prolin und Hydroxyprolin in Di- und Tripeptid-Form. Diese Verbindungen sind im tierischen Kollagen charakteristisch und besonders bioverfügbar. In vielen veganen Kollagenprodukten sind ebenfalls alle Aminosäuren enthalten, jedoch in ihrer freien Form. Der Körper muss diese freien Formen in die bioverfügbaren Di- und Tripeptidformen umwandeln. Daher muss die Dosis höher sein als beim tierischen Kollagen, um ähnliche Effekte zu erzielen. (4)(5)

Zusätze und Reinheit

Beim veganen Kollagen sollte darauf geachtet werden, welche Zusätze enthalten sind. Viele vegane Kollagenprodukte sind mit chemischen Zusätzen und Geschmacksstoffen belastet. Tierisches Kollagen von hoher Qualität ist meist hydrolisiert, rein und enthält keine Zusätze.

Forschungsstand und Anwendungsmöglichkeiten

Tierisches Kollagen aus Fisch-, Rinder- oder Schweineknochen ist gut erforscht und findet breite Anwendung im Sport, Reha- und Beauty-Bereich. Zahlreiche Studien belegen die positiven Effekte von tierischem Kollagen auf Wundheilung, Gelenkgesundheit und Hautelastizität. Die Entwicklung von veganem Kollagen steckt noch in den Kinderschuhen: Es gibt kaum wissenschaftliche Studien dazu, und die Qualitäten sowie die Aminosäurenzusammensetzungen variieren stark. (6)(7)

Vor- und Nachteile im Überblick

Vorteile von tierischem Kollagen:

  • Vollständiges Aminosäurenprofil mit Di- und Tripeptiden
  • Höhere Bioverfügbarkeit und Wirksamkeit
  • Meist natürlich und ohne Zusatzstoffe
  • Gut erforscht und vielseitig anwendbar

Nachteile von tierischem Kollagen:

  • Nicht geeignet für Vegetarier*innen und Veganer*innen
  • Kann in seltenen Fällen allergische Reaktionen hervorrufen

Vorteile von veganem Kollagen:

  • Geeignet für Veganer*innen: keine tierischen Bestandteile
  • Kann durch spezielle Formulierungen und Kombinationen von Inhaltsstoffen wirksam sein

Nachteile von veganem Kollagen:

  • Geringere Bioverfügbarkeit und Effizienz durch freie Aminosäurenform
  • Höhere Dosen erforderlich, um ähnliche Effekte wie tierisches Kollagen zu erzielen
  • Potenziell mehr chemische Zusätze und Geschmacksstoffe
  • Bisher weniger gut erforscht

Fazit: Die richtige Wahl treffen

Für Veganer*innen ist die Einnahme von veganem Kollagen mit einem kompletten Aminosäureprofil sinnvoll, da es ethische und gesundheitliche Vorteile bietet. Obwohl die Bioverfügbarkeit und Effizienz möglicherweise geringer sind als bei tierischem Kollagen, kann die richtige Formulierung und Kombination von Inhaltsstoffen diesen Unterschied ausgleichen. Veganerinnen sollten sicherstellen, dass sie hochwertige Produkte wählen, die alle notwendigen Aminosäuren und eventuell ergänzende Nährstoffe enthalten, um die gewünschten Effekte zu erreichen.

Litertaurhinweise: 

  1. Paul et al., „Significant Amounts of Functional Collagen Peptides Can Be Incorporated in the Diet While Maintaining Indispensable Amino Acid Balance“, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31096622/
  2. Al-Atif et al., „Collagen Supplements for Aging and Wrinkles: A Paradigm Shift in the Fields of Dermatology and Cosmetics“, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35223163/#:~:text=Conclusions%3A%20Both%20oral%20and%20topical,collagen%20on%20the%20aging%20proces
  3. Formetta, „Why vegan collagen falls short – a scientific breakdown“, https://www.formetta.com/blog/why-vegan-collagen-falls-short-a-scientific-breakdown
  4. Shoulders M.D. et al., „COLLAGEN STRUCTURE AND STABILITY“, https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2846778
  5. Li Peng et al., „Roles of dietary glycine, proline, and hydroxyproline in collagen synthesis and animal growth“, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28929384/#:~:text=Glycine%2C%20proline%2C%20and%20hydroxyproline%20(,third%20of%20proteins%20in%20animals.
  6. Bolke L. et al., „A Collagen Supplement Improves Skin Hydration, Elasticity, Roughness, and Density: Results of a Randomized, Placebo-Controlled, Blind Study“, https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6835901/
  7. Deane C.S. et al., „Animal, Plant, Collagen and Blended Dietary Proteins: Effects on Musculoskeletal Outcomes“, https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7551889/