Timing is D: Wann und wieviel Vitamin D ist klug?

Auf einen Blick

  • Vitamin D in täglicher Einnahme hilft am besten um bei Menschen ohne starkem Defizit (<20ng/mL) das Level langsam aber zuverlässig zu erhöhen
  • Therapeutische Einsätze von bis zu 600.000 IU einmalig wurden zum Teil erfolgreich bei sehr starkem Mangel eingesetzt
  • Hohe Dosen haben akut eine direkte Wirkung auf das Immunsystem und entzündliche Prozesse im Körper und werden aus diesem Grund in manchen Studien und Artikeln als Behandlungsmaßnahme dargestellt
  • Wenn es darum geht, wieviel Vitamin D mindestens vergeben werden sollten, sprechen sich Studien einstimmig für eine Mindestdosierung von 5.000 IU/Tag aus. Geringere Dosierungen zeigen wenig bis gar keinen Effekt bei Patienten
  • Im Winter Vitamin D zu nehmen kann sich negativ auf andere Prozesse auswirken. Im Winter gibt es andere Mechanismen – vorausgesetzt wir leben den Winter auch – die dem Körper auf anderen Wegen zur Gesundheit helfen. Vitamin D kann hier unter Umständen hindernd wirken
  • Einzelne Studien [Malloy et al. 2013] zeigen, dass die Einnahme von Vitamin D in den Wintermonaten unter Umständen nicht nur positive, sondern auch hemmende Wirkungen haben kann, da es im Winter auch andere Stoffwechselmechanismen gibt, die diese Funktionen eventuell übernehmen
Wann Omega 3

Timing is D: Wann und wieviel Vitamin D ist klug?

[Ellen M. Smith et al. 2013]

Vitamin D rückt wieder und wieder in der Wissenschaft an die Front, wenn es um die Gesundheit und Leistungsfähigkeit geht. Wer keine Zeit für Sonne hat, investiert in Supplemente oder Sonnenbänke, um seine Reserven aufzufüllen und vielleicht noch seiner Haut ein wenig Farbe zu schenken. Wie unterstützt man aber seinen Körper klug? Sollte man täglich ein wenig auftanken, oder seinen Körper in Abständen mit hohen Dosen fluten? Und ist es sinnvoll vor allem auch im Winter seine Speicher zu füllen? Wieviel Vitamin D sollte man nehmen? Die Natur, die aber leider oft weit weg von unserem heutigen Lebensstil ist, scheint anderer Meinung zu sein.

Wenn es um Timing und Dosierungen geht, scheiden sich die studierten Geister ein wenig. Auf der einen Seite sind die Ergebnisse von hohen Dosen mit Angst vor Toxizität belegt und ineffizient [1,2]. Auf der anderen Seite zeigten hohe Mengen an Vitamin D kurzfristig tolle Ergebnisse und glichen unter anderem bei deutlichem Mangel ein Defizit mit gutem Ergebnis und ohne Gefahr aus [3,4]. Währenddessen konnte man bei Studien mit täglich dosierten Mengen ab einem gewissen Wert (>20ng/mL) langsame, aber zuverlässige Steigerungen erkennen [6,7]. Einig sind sich zumindest viele Studien bei einer Sache. Wenn man mit Vitamin D seinem Körper ein wenig nachhelfen möchte, sollten es mindestens 5.000 IU/Tag sein – zumindest bis man den Zielwert erreicht. Ab da, so laut Forschung, sollten in etwa 2.000 IU ausreichen. Beide Herangehensweisen schienen den Wert der Patienten nach oben zu treiben – doch fehlten zum Teil erhoffte Verbesserungen von Parametern unterschiedlicher Krankheiten wie Diabetes Mellitus Typ 2 oder dem Frakturrisiko. Das mag man natürlich sehen, wie man möchte. Während Nahrungsergänzungsmittel wie Vitamin D durchaus ihre Wirkung haben, sind sie keine Wundermittel, die einen ungesunden Lebensstil verzeihen. Aber ist starkes Einmaltanken wirklich effektiv und hilft es bei vergesslichen Kapselkonsumenten? Hohe Dosen (wir sprechen hier von bis zu 600.000 IU) einmal verabreicht, zeigten anfänglich gute bis moderate Ergebnisse [5]. Das Blutserum Vitamin D stieg an und blieb selbst nach 6 Monaten bei den Probanden im gewünschten Bereich – zumindest, solange es intramuskulär verabreicht wurde, was die gängige Methode für Vitamin-D-Depotspritzen ist. Wer aber spritzt sich heutzutage Vitamin D in den Muskel? Weiter sollte man auch die Risiken von einer Spritzen-Therapie wie vereinzelte Abszesse oder lokale Muskelverhärtungen nicht außer Acht lassen.

Bei den Patienten, denen die ganze Menge oral verabreicht wurde, sank innerhalb des halben Jahres der Wert wieder auf unter 30ng/mL und damit unterhalb der Zielmarke.

Beide Wege führen zu unterschiedlichen Ergebnissen mit unterschiedlichem Nutzen. Vor allem große einzelne Dosen hatten auch andere Effekte. So wurde ebenfalls beschrieben, dass insbesondere hohe Dosen an Vitamin D sowohl Immunsystem und Entzündungen im Körper beeinflussten, als auch Wirkung gegen Anämie zeigten (via Hepcidin). In einem Artikel von Ellen M. Smith et al. wurde bei chronischen Entzündungen und Krankheiten der Nieren, kardiovaskulären Problemen und anderen kritischen Erkrankungen dazu angeregt solche Behandlungen in Betracht zu ziehen. Effekte auf das Immunsystem und auf entzündliche Prozesse sollten jedoch stets kritisch betrachtet werden. Was dem einen Menschen hilft, kann dem anderen schaden. Aus diesem Grund sollten vor allem extremere Dosierungen stets nicht eigenmächtig von Kunden oder Patienten durchgeführt werden.

Zusammengefasst lässt sich aus heutiger Sicht vermutlich folgende Meinung zur Dosierung äußern. Leidet ein Kunde oder Patient an keinen ernsthaften Erkrankungen und plant man nicht Vitamin D als therapeutisches Mittel akut einzusetzen, scheinen tägliche Dosen von etwa 5000 IU eine gute Wahl zu sein. Insbesondere bei werdenden Müttern und Stillenden, so Ellen Smith, sollte man sich mehr an täglichen Dosierungen orientieren, um das Kind im Mutterleib und beim Stillen stets mit zu versorgen. Ebenfalls schienen die Ergebnisse zuverlässiger bei der täglichen Dosis zu sein, sollte es ausschließlich um das Auffüllen der Reserven gehen. Generell betont und einstimmig war jedoch der Hinweis darauf, dass effektive Mengen zur Steigerung des eigenen Wertes ab 5000 IU/Tag beginnen. Jederzeit sollte man jedoch seinen eigenen Status überprüfen und die Versorgung mit einem anerkannten Experten oder Therapeuten absprechen. Vor allem bei Menschen mit einer Neigung zu Hyperkalzämie sollte man mit Nahrungsergänzungsmitteln wie Vitamin D vorsichtig sein.

Wann Vitamin D

Kritische Betrachtung:

Was ist aber mit Vitamin D im Winter? Wieviel Vitamin D brauchen wir während der kalten Jahreszeit? Vor allem eine 2013 veröffentliche Studie von Malloy et al. warf etwas Licht auf die kalten Jahreszeiten [8]. UCP-1, ein wichtiges Protein, wenn es um Wärmeproduktion geht (Winter sind kalt und UCP-1 hält uns warm), wird vermindert aktiviert, wenn Vitamin D Rezeptoren besetzt sind. So, als hätte unser Körper einen saisonalen Switch, regulieren sich Sonnenhormon und Kälteprotein gegenseitig. Abhängig ist UCP-1 jedoch dabei von einem besonderen Merkmal des Winters: Kälte. UCP-1 wird durch Kälteexposition vermehrt in braunem Fettgewebe produziert. Viele Menschen leben jedoch im Winter auf Knopfdruck von der Temperatur her in der Karibik und selbst saisonale Lichtverhältnisse werden durch Kunstlicht konsequent auf den Kopf gestellt. Eine klare Aussage lässt sich hier also nicht fällen. Ob man nun den Winter zum Sommer machen sollte, oder ein wenig mehr fröstelt und dadurch seinem Körper bei der saisonalen Adaption hilft, ist wohl dem Kunden überlassen. Entscheiden sollte er sich aber für eine Seite. Der Körper mag mit Sicherheit kein saisonales Wirrwarr. Die beste Lösung – und hier sind sich Autoren und Leser wohl einig – wäre wohl schlichtweg seine Tasche zu packen und in den Süden zu reisen.

Quellenangabe:

  1. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3798924/
  2. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4300188/
  3. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3219377/
  4. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/24246341
  5. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4824637/
  6. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25002004
  7. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3820059/
  8. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23906633